Aufbruch Stuttgart e. V. – die unabhängige Bürgerbewegung für die Stadt der Zukunft – für eine Stadt, von der wir träumen.

WEG MIT CRANKO?! – DIE REAKTION VON THOMAS KOCH, DIREKTOR FÜR STRATEGISCHE KOMMUNIKATION AN DER STAATSOPER STUTTGART

Lieber Thomas Rossmann,

um die Mitglieder von Aufbruch Stuttgart umfassend zu informieren, bitte ich Sie, ihnen folgende Nachricht zukommen zu lassen:

Sehr geehrte Mitglieder von Aufbruch Stuttgart,

der am 28.06.2023 von Ihrem Vorstandsvorsitzenden an die Stuttgarter Lokalpresse verschickte Brief mit der Überschrift „Weg mit Cranko?!“ enthält zahlreiche unfundierte Annahmen und korrekturbedürftige Aussagen, zu denen ich wie folgt Stellung nehme:
Der Einbau einer Kreuzbühne in das Opernhaus ist notwendig, um das Theatergebäude in seiner Funktion als Spielstätte für die Staatsoper Stuttgart und Das Stuttgarter Ballett zukunftsfähig zu machen. Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart hat nach eingehender Prüfung am 28. Juli 2021 mit einem Grundsatzbeschluss die Weichen für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Littmann‐Baus inklusive Kreuzbühne gestellt.

Tamas Detrich, der Intendant des Stuttgarter Balletts, hält den Einbau einer Kreuzbühne für unverzichtbar. Diese würde die Gestaltung des Spielplans erheblich erleichtern und dem Stuttgarter Ballett erlauben mehr Vorstellungen zu absolvieren. Ein klarer Gewinn für das Publikum!
Viktor Schoner, Intendant der Staatsoper Stuttgart, kennt viele Opernhäuser, in denen es keine Kreuzbühne gibt, dafür aber vergleichbare Flächen, die diese Aufgaben übernehmen. Im Stuttgarter Opernhaus ist diese Funktionalität aber nur mittels einer Kreuzbühne zu erreichen.
Für eine Kreuzbühne fehlt im jetzigen Zustand des Littmann-Baus ein Teil des dafür erforderlichen Raums. Im Zuge der Sanierung soll daher auf einer Breite von 16 Metern der Mittelrisalit auf der Südseite um zweieinhalb Meter in Richtung Landtag erweitert werden. Durch diese Maßnahme wäre nicht nur der Einbau einer Kreuzbühne möglich. Der Littmann-Bau erhielte durch die Südflügelverlängerung auch seine natürliche Symmetrie zurück, die durch den Einbau der obligatorischen königlichen Kutschenvorfahrt von 1912 verloren gegangen war.  Südflügel und Nordflügel wären so wieder ins Gleichgewicht gebracht.

Wie mit dem Walter-Erich-Schäfer Ballettsaal im Zuge der Sanierung umgegangen wird ist ebenso eine Aufgabe des Architektenwettbewerbs für den Standort am Oberen Schlossgarten wie die weitere Nutzung des von Gottfried Böhm erbauten Pavillons für die Pausenbewirtung im Innenhof der Staatstheater.

Es wäre für alle Akteure und Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt hilfreich, wenn der Verein Aufbruch Stuttgart zukünftig dafür Sorge tragen würde, Mutmaßungen und Behauptungen vor deren Veröffentlichung auf ihre Richtigkeit in der Sache zu überprüfen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Koch
Direktor Strategische Kommunikation
Staatsoper Stuttgart / Württembergische Staatstheater Stuttgart

 

Liebe Mitstreiterin, lieber Mitstreiter,

der Direktor Strategische Kommunikation, Staatsoper Stuttgart / Württembergische Staatstheater Stuttgart, unser Mitglied Thomas Koch, hat mit einer Stellungnahme – siehe im Folgenden –
auf die Pressemitteilung/den Mitgliederbrief von Aufbruch Stuttgart vom 28. 6. 2023 („Weg mit Cranko?“) reagiert und gebeten, diese den Mitgliedern des Vereins zukommen zu lassen.

Aufbruch kommt dieser Bitte hiermit nach, bleibt aber bei seiner ablehnenden Position zur geplanten Kreuzbühne.

Zugleich weist der Verein die Behauptung der Theaterleitung zurück, Mutmaßungen in die Welt zu setzen, die nicht auf ihre Richtigkeit geprüft worden seien.

Sachlich falsch ist auch die Darstellung der Direktion, mit der Erweiterung durch eine Kreuzbühne würde Littmanns Opernhaus verbessert, indem eine „verloren gegangene Symmetrie“ wieder hergestellt würde. Fakt ist, dass das Gebäude von seinem Architekten genauso geplant war, wie es heute dasteht.

Bildquelle:
Littmann, Max
Die königlichen Hoftheater in Stuttgart
Darmstadt, Koch 1912

WEG MIT CRANKO?!

Durch den Einbau einer Kreuzbühne droht der Oper eine Vernichtungsorgie

„Spuren“ heißt das letzte Stück von John Cranko. Zum 50. Todestag des legendären Stuttgarter Ballettdirektors war es gerade in einer rekonstruierten Fassung auf der Bühne in Stuttgart zu sehen. Spurlos verschwinden soll dagegen der Ballettsaal, in dem Cranko seine Ballette choreographierte: Ein Opfer der geplanten Kreuzbühne, die im Zuge der Opernsanierung eingebaut werden soll.

Tamas Detrich, der heutige Ballettdirektor, kämpft für den Erhalt des Saals, wie er in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ sagte, „denn in diesem Studio ist der Geist Crankos präsent und es ist wichtig für die Geschichte des Stuttgarter Balletts“.

Spätestens mit dieser Äußerung ist die Behauptung von Intendanz, Verwaltungsrat und Politik vom Tisch, dass es sich bei der Kreuzbühne und der damit verbundenen Verschiebung der Opernhausfassade in Richtung Landtag quasi um einen minimalinvasiven Eingriff handle. Die Veränderung werde hinterher praktisch kaum zu sehen sein, bekommen Fachleute, die diese Pläne kritisieren, immer wieder zu hören.

Darum noch einmal im Klartext: Aufbruch Stuttgart hält die Sanierung nicht nur für wünschenswert, sondern für dringend geboten. Die Bürgerinitiative ist – anders als kolportiert wird – für die Sanierung, kritisiert aber die Umbaupläne in der vorliegenden Form. Eine Kreuzbühne erhöht die ohnehin astronomischen Sanierungs- und Umbaukosten, bringt aber weder funktional noch künstlerisch Verbesserungen. (Die sechs Auszeichnungen der Stuttgarter Oper als „Opernhaus des Jahres“ stammen allesamt aus kreuzbühnenfreien Zeiten.)

Schlimmer noch: Für eine unnütze Kreuzbühne, die der Ballettintendant Tamas Detrich in Zweifel zieht und der Opernintendant Viktor Schoner hinter vorgehaltener Hand als verzichtbar bezeichnet, wird die eigene Kulturgeschichte vernichtet. Selbst vor größten Namen macht der technokratische Furor der Verantwortlichen nicht Halt. Denkmalschutz? Der hat im Zweifelsfall in Stuttgart noch kein Denkmal geschützt. Das Opernhaus des gefeierten Architekten Max Littmann, eines der schönsten Opernhäuser der Welt, wird durch den geplanten Umbau ebenso zerstört wie der Ballettsaal des großen John Cranko und – nicht zu vergessen – der Pausenpavillon von Gottfried Böhm, einem der größten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts und der erste deutsche Pritzker-Preisträger. Für diese Vernichtungsorgie gibt es nur einen Ausdruck: Barbarei!

Aufbruch Stuttgart e. V.

Weitere Informationen aus der Presse:

In_diesem_Studio_StN_24_25_06_2023

Bildquelle:
Littmann, Max
Die königlichen Hoftheater in Stuttgart
Darmstadt, Koch 1912

WIR TREFFEN UNS IM CAFÉ LITTMANN

Die Entdeckung der Schnelligkeit: Kaum haben die Staatstheater den Wunsch nach einer Außengastronomie vor dem Littmann-Bau ventiliert, hat sich der Gemeinderat schon mehrheitlich dafür ausgesprochen.

Es ist also doch kein Naturgesetz, dass in Stuttgart immer nur geredet, nicht gehandelt wird. Schon in Kürze, berichtet die „Stuttgarter Zeitung“, soll es am Eckensee mit einem Café für 144 Gäste losgehen.

Die Bürgerinitiative Aufbruch Stuttgart e. V., die den Vorschlag des Staatstheaters sofort aufgegriffen und befürwortet hat, freut sich über die zügige Entscheidung des Gemeinderats und den ersten Espresso vor der Oper. Aufbruch hat auch einen Vorschlag, wie das Kind heißen könnte: Wie wär’s mit „Café Littmann“ – zu Ehren des Architekten Max Littmann, der das Ensemble des Königlich Württembergischen Hoftheaters einst (1909-1912) schuf? So könnte das Café nicht nur „eine sanfte Freundschaft mit dem Theater“ wachsen lassen, wie die Grünen-Stadträtin Christine Lehmann hofft, sondern auch den Namen des genialen Erbauers im Bewusstsein der Bevölkerung verankern.

Aufbruch Stuttgart e. V. sieht aber ebenso wie die Politik eine Reihe offener Fragen. Ungeklärt ist etwa, wo die vom Theater vorgesehenen neun Container für Lager-, Kühl- und Sanitäreinrichtungen platziert werden können, so dass sie das Bild des Schlossgartens möglichst wenig beeinträchtigen. Langfristig müssen jedoch alle Funktionen für den gastronomischen Betrieb in das sanierte und erweiterte Ensemble der Theaterbauten integriert werden, fordert Aufbruch, damit das unschöne Containerdorf nicht zur Dauereinrichtung wird. Auch, wie sich das Café außerhalb der Öffnungszeiten präsentiert, ist noch unklar.

Wo künftig die Hauptradroute verläuft, kann dagegen keine ernsthafte Frage mehr sein. Der Park gehört den Erholungsuchenden, den Familien mit Kindern, den Fußgängern und Besuchern des „Littmanns“. Eine alternative Radroute entlang der B14 ist daher Voraussetzung für die Außengastronomie vor dem Opernhaus. Falls dafür eine Fahrspur weggenommen würde, hätte diese Maßnahme nach Meinung von Aufbruch Stuttgart e. V. zudem den Charme, dass damit ein Anfang für die Neuordnung der B14 gemacht würde, so wie es auch Grüne, SPD, FrAktion und PULS in einem interfraktionellen Antrag zur Verkehrswende in Stuttgart fordern.

EIN HOCH AUF DIE OPER, EIN HOCH AUF DIE BAUKUNST!

Aufbruch Stuttgart e. V. hält die Sanierung des Littmann-Baus für unumgänglich – die Sanierungspläne von Intendanz und Politik aber nicht für alternativlos

Oper, Ballett und Schauspiel sind echte Publikumsmagnete und wie am 28. 4. 2023 in der „StZ“ zu lesen, haben die Württembergischen Staatstheater nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Verantwortlichen alle Erwartungen in dieser Saison erfüllt, ja sogar übertroffen. Es ist wunderbar, dass das Corona-Loch überwunden zu sein scheint, kulturelle Veranstaltungen gut besucht sind und das Publikum wieder den Weg an den Eckensee findet!

Die Begeisterung hat Tradition. Sechs Mal wurde die Stuttgarter Oper in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt. Der Staatsopernchor Stuttgart zählt zu den besten Chören des europäischen Musiktheaters und wurde bereits dreizehn Mal mit dem Titel „Opernchor des Jahres“ ausgezeichnet. Auch das Staatsorchester Stuttgart wurde bereits zum „Orchester des Jahres“ gewählt.

Es könnte so weitergehen. Die Staatstheater könnten, wie die StZ schreibt, zum „Motor für einen Kulturrausch in der Metropolregion Stuttgart“ werden. Die Intendanten scheinen den Geschmack des Publikums zu treffen und die Leistungen der Künstler sind überragend, und das obwohl die Arbeitssituation für die Beschäftigten der Staatstheater unzumutbar ist und sie wohl noch lange auf Verbesserungen warten müssen.

AUFBRUCH STUTTGART plädiert deshalb dafür, die Sanierung der Oper so schnell wie möglich voranzutreiben! Die Beschäftigten und Künstler leiden täglich unter der jahrzehntelang verschleppten Sanierung, aber auch die Schäden am denkmalgeschützten Littmann-Bau sind selbst für Laien nicht mehr zu übersehen. Beim Sturm vor zwei Jahren wurden große Teile des Kupferdachs weggerissen, die jetzt als Mahnmal (oder Schandmal?) im Eckensee ruhen.

Mit den Plänen der Oper und der Politik geht AUFBRUCH STUTTGART dennoch nicht konform. Die Bürgerinitiative setzt sich für eine Sanierung im Bestand ein. Und sie verfügt über genügend Expertise in den eigenen Reihen, um nachzuweisen, dass das möglich ist. AUFBRUCH ist vor allem gegen den Einbau einer sogenannten Kreuzbühne, die diesem wertvollen Baudenkmal – dem letzten intakten dieses Kalibers in Stuttgart – ungeheuren Schaden zufügen würde, was sowohl die Intendanz als auch die Politik permanent zu verschleiern versuchen. In dieser Sache ist sich die Bürgerinitiative mit dem Schwäbischen Heimatbund einig, der ebenfalls vor einer Verunstaltung des Bauwerks warnt.

Die alternativen Vorschläge von AUFBRUCH zum schonenderen Umgang mit dem Littmann’schen Baukunstwerk hätten zudem den Vorteil, dass die Oper und das Ballett noch in diesem Jahrzehnt wieder im Littmann-Bau spielen könnten und nicht erst 2040, wie der Zeithorizont für den Wiedereinzug der Theaterbetriebe zuletzt lautete. Und das aufgrund von Inflation und immensen Kostensteigerungen gerade im Bauwesen inzwischen bis zu 1,5 Milliarde Euro zu veranschlagende Sanierungsprojekt würde auch wesentlich weniger Steuergelder verschlingen. Opernsanierung ja – aber billiger und besser! lautet daher die Devise von AUFBRUCH STUTTGART.

Die geplante Außengastronomie der Staatstheater findet dagegen die ungeteilte Zustimmung von Aufbruch Stuttgart e. V.. Für die Besucher der Staatstheater und des umliegenden Schlossgartens, ja für die ganze Stadt, wäre ein „Café Littmann“ vor den beiden Häusern herrlich. Es gibt kaum einen schöneren Platz in der Stadt als vor dem Ensemble der Theaterbauten mit Blick auf den Park und den Eckensee. Der umliegende Schlossgarten soll in erster Linie dem Aufenthalt von Erholungsuchenden und Familien mit Kindern dienen. Ein Café würde zudem zur Aufwertung des öffentlichen Raums beitragen und die Attraktivität der Innenstadt erhöhen.

Die Chance, dieses einmalige kulturelle Ensemble auch nach außen zu öffnen, die Bindung des Publikums an die Staatstheater zu stärken und langfristig zu einer Belebung der Gebäude auch über die Vorstellungen in den Abendstunden hinaus beizutragen, sollte mit beiden Händen ergriffen und realisiert werden.

OPERNSANIERUNG – Ja, aber billiger und besser! Mehr über den Abend

Veranstaltung von Aufbruch Stuttgart e. V. und Schwäbischem Heimatbund e. V. im Haus der Architekten am 24. November 2022

Es gibt vielfältige Kritik an der geplanten Sanierung des Stuttgarter Opernhauses. Sie richtet sich sowohl gegen die hohen Kosten des Projektes als auch gegen die Form der Bürgerbeteiligung und insbesondere auch gegen die Zerstörung des Littmann-Baus durch den Einbau einer Kreuzbühne.

Aus diesen Gründen haben Aufbruch Stuttgart e. V. und Schwäbischer Heimatbund e. V.  am 24. November 2022 gemeinsam zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Haus der Architekten eingeladen. Vortragsredner waren Eike Möller, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Baden-Württemberg e. V., und der Architekt und Experte für die Sanierung wertvoller historischer Bausubstanz, Ludwig Coulin.

Bürgerbeteiligung/Kosten

Der Bund der Steuerzahler kritisiert ebenso wie einige andere Stimmen (etwa der Hauseigentümerverein Haus und Grund) das Votum des Opern-Bürgerforums als nicht repräsentativ. Die 56 Zufallsbürger, die für das Verfahren ausgewählt wurden, bildeten keine solide Grundlage für solch ein Votum, zumal sich die wirtschaftliche Lage seit dem Abschlussbericht des Forums im Dezember 2020 fundamental verändert habe.

Der Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg hat eine Civey-Umfrage unter 2000 Teilnehmern durchgeführt, die das Projekt überwiegend als überteuert bewerteten.

In der Diskussion wurde von einigen Besuchern die Seriosität der Civey-Erhebung bezweifelt, da diese ausschließlich online durchgeführt würde. Kritisiert wurden die Fragen auch als „suggestiv“, da die Teilnehmer die Höhe der Sanierungskosten von rund 1 Milliarde Euro bewerten sollten. Eike Möller bezeichnete die Umfrage als bewährtes Online-Instrument für Meinungs- und Marktforschung. Er ist überzeugt, dass das Ergebnis auch bei Umfragen anderer Institute ähnlich ausgefallen wäre.

Sanierung

Ludwig Coulin ist einer der besten Kenner des Stuttgarter Opernhauses und einer der versiertesten Praktiker im Umgang mit und der Sanierung herausragender Baudenkmale. Von 1979 bis 1994 war er in der Staatlichen Hochbauverwaltung Baden-Württemberg tätig, zuletzt als stellvertretender Amtsleiter des Staatlichen Hochbauamts Stuttgart I. Zuständig war er damals für die Leitung aller Planungen und Baumaßnahmen für die Württembergischen Staatstheater Stuttgart. Die Instandsetzung und Restaurierung des Stuttgarter Opernhauses von 1983/84, bei der die Originalausstattung der Innenräume von Max Littmann wiederhergestellt wurde, begleitete er als Architekt auf der Seite des Bauherrn. Von 1994 bis 2017 war Ludwig Coulin der höchste Baubeamte für die staatlichen Hochbauten in Dresden und Umgebung, zuständig für die Sanierungen der Dresdner Semperoper und des Staatsschauspiels, für die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie für den Wiederaufbau des Residenzschlosses, der Hofkirche und des Zwingers in Dresden.

Coulin ist der Meinung, dass eine grundlegende Sanierung des Stuttgarter Opernhauses im Bestand und bei laufendem Betrieb möglich sei. Zwingend sei eine akribische, rund zweijährige Planung, Baubeginn könne dann 2025/26 sein. Noch in diesem Jahrzehnt kann die Oper im rundum sanierten Littmann-Bau und einem neuen, erweiterten Werkstatt-/Kulissengebäude ihren regulären Spielbetrieb seiner Ansicht nach wieder aufnehmen.

Ausdrücklich warnte der Architekt vor dem Einbau einer sogenannten Kreuzbühne. Die Gegebenheiten in Stuttgart ließen eine echte Kreuzbühne nicht zu, da die Anlieferung der Kulissen auch in Zukunft nur von einer Seite erfolgen könne. Coulin hält die Kreuzbühne für eine „Ausrede“. Die geplante Versetzung der südlichen Fassade zugunsten der Kreuzbühne werde das Baudenkmal, das der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth mit einem Zitat der Theaterlegende Max Reinhardt als das „schönste Theater der Welt“ bezeichnete, aber unwiederbringlich zerstören.

In der Diskussion gab es Befürworter der bisherigen Planung, die einen Auszug des Spielbetriebs und eine Interimsspielstätte bei den Wagenhallen vorsieht. Wenig Probleme haben diese Befürworter auch mit dem Abbruch des Risalits auf der Landtagsseite und der dahinter liegenden Räume zugunsten einer Kreuzbühne. Eine Mehrheit sah den Umgang mit dem Baudenkmal dagegen skeptisch. Die Bedürfnisse der Oper und des Balletts würden gegen die in hohem Maß schützenswerte Architektur des Littmann-Baus ausgespielt.

Martin Rivoir, Landtagsabgeordneter der SPD und Mitglied des Verwaltungsrats der Staatstheater Stuttgart, erklärte, die Politik habe die richtigen Beschlüsse für die Sanierung des Opernhauses gefasst. Die Versetzung des südlichen Mittelrisalits um sechs Meter Richtung Landtag betrachtet Rivoir als unproblematisch. Die historische Fassade bleibe erhalten, man werde nach dem Umbau keinen Unterschied zum heutigen Zustand erkennen.

Widersprüche

Offenbar kursieren unterschiedliche Zahlen um die Erweiterung des Littmann-Baus. Martin Rivoir spricht von einer Versetzung der Fassade um sechs Meter, die Zufallsbürger gehen von einer Verschiebung um 2,5 Meter aus (Interview in der StZ vom 26. 11. 2022). Man muss daher fragen, ob die Zustimmung des Opern-Bürgerforums zu den geplanten Eingriffen auf korrekten Informationen beruht oder ob die Planung von ganz anderen Zahlen ausgeht. Die Ergebnisse der Zufallsbürger-Beteiligung wären in einem solchen Fall unhaltbar.

Zu vernehmen ist auch, dass Viktor Schoner, der Stuttgarter Opernintendant, der am 24. November im Haus der Architekten anwesend war, sich aber nicht zu Wort gemeldet hat, in inoffiziellen Bemerkungen die Kreuzbühne für verzichtbar hält.

Sanierung ja – aber billiger und besser!

Abschließend bekannten sich sowohl der Schwäbische Heimatbund als auch Aufbruch Stuttgart ebenso wie der Bund der Steuerzahler zur Sanierung der Oper. Diese sei dringend erforderlich und so bald wie möglich in Angriff zu nehmen. Die Vereine setzen sich weiterhin für eine Sanierung ein, die den Belangen des Spielbetriebs gerecht wird, ohne das Baudenkmal Littmann-Bau durch irreversible Eingriffe zu zerstören und die Kosten in Milliardenhöhe zu treiben.

 

Links:

Begrüßungsrede von Albrecht Rittmann

Kurzvortrag von Eike Möller, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Baden-Württemberg

„Sind Kreuzbühne und Zwischenspielstätte überflüssig?“, in Stuttgarter Nachrichten vom 26.11.2022

MEHR NUTZEN, MEHR URBANE QUALITÄT, WENIGER GELD – DIE POSITION VON AUFBRUCH STUTTGART

Der denkmalgeschützte Littmann-Bau soll nach aktuellem Stand nicht nur saniert, sondern durch den Einbau einer modernen Kreuzbühne massiv umgebaut werden. Die dafür notwendigen Eingriffe in die historische Bausubstanz bergen weitere Bau- und Kostenrisiken, die von der derzeitigen offiziellen Milliardenschätzung – darin sind sich die Experten der Initiative einig – noch nicht annähernd verlässlich erfasst sind. Die geplante Auslagerung der Oper in ein neu zu errichtendes und großenteils zum Wiederabriss vorbestimmten Interimsgebäudes bei den Wagenhallen, verteuert das Projekt zusätzlich und birgt durch die Entfernung vom jetzigen Standort die Gefahr massiver Einbrüche bei den Publikumszahlen.

„Aufbruch Stuttgart“ setzt dagegen auf einen kostengünstigeren Alternativvorschlag von dem nicht nur die Opernbesucher, sondern das ganze Kulturquartier und die gesamte Bürgerschaft profitieren: Kernpunkte dieser Alternative sind der Verzicht auf eine Kreuzbühne im Rahmen der Opernsanierung und der Bau einer zusätzlichen Spielstätte mit modernster Ausstattung im Quartier. Sie soll zunächst als Interim für die Oper dienen und nach Ende der Sanierungsphase als multipel zu nutzendes offenes Haus – Konzerte, technisch aufwendiges Musiktheater, Festivals, Preisverleihungen, anspruchsvolle Feierlichkeiten. Die Fachleute der Initiative rechnen neben dem Attraktivitätsgewinn für ganz Stuttgart mit einem Einsparpotenzial von 300 bis 400 Mio. € und einer Verkürzung der Bauzeit um bis zu drei Jahren.

TROTZ CORONA: AUFBRUCH JETZT!

In nur wenigen Tagen ist unsere Welt eine andere geworden. Unser aller Alltag hat sich überfallartig und einschneidend verändert, das Leben in unserem Land, unserer Stadt. Angesichts des dramatischen Fortschreitens der Covid-19-Pandemie und des Ukraine-Krieges, mag all das, was sich „Aufbruch Stuttgart“ auf die Fahnen geschrieben hat, plötzlich marginal, ja fast belanglos erscheinen. Wen interessiert in diesen Tagen die Zukunft der Stadtautobahn B14 oder des Kulturquartiers? Wer redet noch über Bürgerbeteiligung und Opernsanierung?


Wir müssen akzeptieren, dass in dieser existenz-bedrohenden Zeit die Menschen in dieser Stadt von anderen Fragen umgetrieben werden – von Grundfragen des Lebens und Überlebens. Aber gerade jetzt brauchen wir den mutigen Blick in die Zukunft, den Aufbruch ins Stuttgart von Morgen. Es wird auf Sicht kein Leben gänzlich ohne Corona geben, sondern Covid-19 wird uns begleiten.
Die Verschiebung der Parameter wird sich jedenfalls nicht auf Marginales und leicht Verkraftbares beschränken. Es weiterhin darum gehen, dem Stadtleben, der Wirtschaft, der Kultur, dem Bildungswesen wieder auf die Beine zu helfen. Eines ist dabei auch jenseits aller Nöte möglich: Nachdenken, Ideen entwickeln, das Stuttgart von Morgen neu zu denken. Und dem verschreinen wir uns als Initiative.
Gemeinsam mit einer engagierten Bürgerschaft die Zukunft in die Hand nehmen, das ist ein vielversprechendes Konzept an dem „Aufbruch Stuttgart“ seine Mitwirkung anbietet.